nach der aufregung des autoverschrottens in der hauptstadt verspüren wir das dringende bedürfnis, uns „auf dem lande“ zu erholen. die gästefarm duesternbrook bietet sich mit wunderbarer naturkulisse und vielen wildtieren geradezu an. hier möchten wir noch einmal geparden und leoparden auf den zahn fühlen. dies wird wohl für lange zeit das letzte mal sein, sagen wir uns. moni und roli, unsere liebgewonnenen freunde, erwarten uns bereits unter dem grossen schattenbaum. da die zwei schweizer ebenso fotografiebegeistert sind, versuchen wir bei desiré eine tour zu den raubkatzen zu buchen, quasi eine privattour zu viert. diese simple reservation mausert sich zu einem kleinen unterfangen und dauert so seine zeit. immer mal wieder schauen wir an der rezeption vorbei, um uns nach den aktuellen startzeiten und preisen zu erkundigen. doch die junge namibierin ist auch nach mehreren anläufen so ziemlich ratlos, was nun genau für angebote zur auswahl stehen. „oh i have to check this.“ nach etwas zähen verhandlungen gelingt es uns, die tour für den nächsten morgen 6:30 uhr an den start zu bringen. so ziemlich verknittert kriechen wir im morgengrauen aus dem zelt. aber roli staunt nicht schlecht, als wir beide mit dampfendem, frischen kaffee am meetingpoint eintreffen. es bleibt verdächtig still. okey, it’s african time, warten wir noch etwas. und wie geht die geschichte wohl weiter? stefan und chrigi machen sich auf zum farmhaus und klopfen erst die wachhunde, dann den chef persönlich aus den federn. nach einiger telefoniererei taucht dann tatsächlich noch unser tourguide auf, ebenfalls verknittert, aber ohne kaffee, der arme. das licht avanciert nun immer mehr zu unseren gunsten und die ausfahrt zu den cheetah’s und leoparden wird ein einziger spass. wenngleich die quote von scharfen bildern unverschämt tief blieb.
was in der beschreibung so ganz und gar nicht nach wildlife photopraphie klingt, ist es, um ehrlich zu sein, auch in realität nicht. die raubkatzen werden in einem (offiziell als artengerecht bezeichneten) gehege gehalten und täglich zweimal gefüttert. um tolle tierbilder aus atembemberaubender distanz zu fotografieren, bieten solche gamedrives jedoch grosses potential. auch wissen wir von olwen evans, einer professionellen wildlife fotografin, dass oftmals ganze portfolios gespickt mit fantastischen tiermotiven auf genau solchen gamefarmen entstehen.
mit dem verschrotten unseres reisegefährten geht auch eine nicht zu unterschätzende identität verloren. entstanden doch unzählige kontakte unterwegs auf grund unserer ausländischen nummernschilder („your car has very strange number plates…“). umso mehr ist es erstaunlich, als wir auf dem parkplatz des supermarkts, mit vollem mund neben unserem gemieteten hilux stehend, von kobus angesprochen werden. kobus verkörpert das paradebeispiel eines hiesigen farmers. sein beiges hemd zeugt unmissverständlich von harter arbeit und die kurzen hosen geben stramme waden preis. wo wir her kommen und wohin es weitergeht, fragt er neugierig. ersteres wissen wir, zweiteres noch nicht so ganz. kobus erzählt uns von seiner farm, die allerhand game und rinder beherbergt. „…and yes, 111 hectares should be enough to find a spot where you can camp“. kurze zeit später lernen wir seine aufgestellte frau silke sowie das baby ian kennen. die lust auf ein neues abenteuer ist gross und wir fahren dem vollgeladenen pickup hinterher richtung hochfeld. kobus drückt kräftig aufs gaspedal, bald sehen wir nur noch eine ferne staubwolke. wir nehmens etwas gemütlicher. nach knapp 100km biegen wir ab und uns erwartet eine riesige fläche bestehend aus gras, busch und kilometerlangen wildzäunen. acht energiegeladene hunde begrüssen uns beim farmhaus. es wird bald einmal klar, dass die familie bis zu den ohren in arbeit steckt. die elektroinstallation des „center pivots“ sowie die wasserpumpe beim damm machen ärger. solange diese probleme nicht gelöst sind, können die nach deutschland zu exportirenden schwarzen karotten nicht angebaut werden. die zeit drängt. trotz diesen stressigen umständen öffnet uns die familie sämtliche türen und wir werden wie alte freunde aufgenommen. die ursprünglich geplanten campingtage beim wasserdamm lassen wir sausen – viel lieber helfen wir auf der farm mit und haben einblick in einen für uns anderen, aber total spannenden namibischen alltag.
in aller herrgottsfrühe macht sich kobus tags darauf auf den weg nach windhoek, schlappe 246km hin und her, um den essentiell wichtigen invertor für den center pivot zu besorgen. zwischenzeitlich holen wir mit einem uralten mercedes-lastwagen auf nachbarsfarmen zwei landmaschinen ab. ich sitze auf dem improvisierten kissenstapel in der mitte, mit ian auf dem schoss, rechts neben mir stefan, der die unzähligen viehtore auf und zu macht. silke lenkt gekonnt das riesige lenkrad des trucks, schwingt kraftvoll den grossen schaltknüppel. hier ist echte frauenpower gefragt. der befreundete bauer jako begrüsst uns nach holpriger fahrt herzlich. jetzt gibts erst mal kaffee. mit der ersten maschine auf der ladefläche gehts weiter zu stefan & wolfi, ebenfalls befreundete farmer. dort holen wir eine spezifische sähmaschine ab. nach imposanten manövern mit dem gabelstapler gelingt das unterfangen, die wertvolle fracht hinten auf den truck zu hiefen. nach dieser anstrengung ist es höchste zeit für chips und cocacola, gerne folgen wir stefan zu seinem riedgedeckten haus. mittlerweile hat sich bereits herumgesprochen, wie wir bei kobus und silke auf der farm landeten: „hahaha, stimmt es, dass euch kobus einfach direkt vom spar-parkplatz mitgenommen hat?“ die folgenden tage verfliegen wie im flug. wir verbringen hier eine der schönsten zeit unserer reise überhaupt, wohl auch eine der intensivsten.
- der allabendliche brandy zusammen mit kobus beim braaifeuer
- schwimmakrobatik von stefan, silke und kobus im damm um die wasserpumpe zu reparieren
- zusehen wie holzkohle hergestellt wird
- von freunden der familie einfach so zu deren kindergeburtstag eingeladen zu werden
- eigenhändig ein warzenschwein zu schiessen (stefan war mit einem einzigen schuss erfolgreich!), da fleisch für die kohlemitarbeiter benötigt wird
- damit umgehen können, wenn einer von den zwei farmangestellten morgens einfach abhaut, da er „keine lust zum arbeiten mehr hat“…
dies sind alles unvergessliche dinge, die es in keiner lodge „zu buchen“ gibt. es gäbe an dieser stelle noch viel mehr zu erzählen. leider fehlen uns etwas fotos – das farmerleben hat uns alles drumherum vergessen lassen.
liebe silke, kobus und ian, wir werden uns hoffentlich wiedersehen. …wir denken gerne an euch und die marshmallow-schoko-oster-eier zurück 🙂
durch den eigentlichen plan, unser tucan zusammen mit moni und roli’s landcruiser in die schweiz zu shippern, reservieren wir uns zum abschluss bei ilse in swakopmund ein apartment. vier wochen lang wollen wir hier unsere reise und unser leben neu sortieren. swakopmund mit der nähe zu den dünen und zum meer, bietet sehr viele möglichkeiten, ist aber trotzdem klein und übersichtlich – sehr deutsch und zudem unglaublich sicher. hier lösen wir ein fitness- und hallenbadabo, gehen fat biken oder bummeln einfach nur durch die stadtmitte. daneben suchen wir jobs und eine neue wohnung. und so nebenbei setzt stefan auch noch ein neues layout für unseren blog um. die zeit verfliegt im nu und schon in ein paar tagen wird der neue koffer aus dem china shop gepackt – am 12. april sind wir zuhause.
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