dumela botswana
wir schauen uns vergnügt an und denken beide unisono: „das kann ja heiter werden“. der grenzübertritt nach botswana läuft so ganz anders ab, als wir uns dies ausmalten. nichts ist mit der gefürchteten strengen veterinärkontrolle. das fleisch haben wir also umsonst ganz tief in unserer schmutzwäsche versteckt. nichts ist mit wortkargen grenzbeamten im zollbüro. einmal mehr lohnte es sich, sich vorher ein paar happen der lokalen sprache setswana zu verinnerlichen. unsere begrüssung „dumela“ ist vermutlich falsch betont als auch falsch ausgesprochen. jedenfalls lachen alle amüsiert über unsere bemühungen. aber die stimmung ist sofort entspannt und wir werden durch die gitterstäbe hindurch mit handschlag begrüsst. es kann nie schaden, wenn wir zwei weisse uns zum clown machen. smalltalk wechselt die seiten und nach einigem hin und her fragt uns die uniformierte beamtin hinter dem tresen: „how long would you like to stay in our country?“ spontan versuchen wir die maximal möglichen drei monate herauszuholen. unser wunsch ist ihr befehl und mit einer kraftvollen bewegung wird unser 90 tage visum in den pass gestempelt.
endstation selinda spillway
ich sitze auf dem autodachträger und sehe das unvermeidliche wahr werden. hier endet wohl oder übel unser versuch quer durch die wildnis zum northgate des moremi nationalparks vorzudringen. selinda spillway nennt sich die gegend. und sie ist, wie befürchtet, durch die wassermassen des okavango an einigen stellen überflutet. stefan watet, mit der machete über der schulter, immer weiter durch knietiefes wasser. er will sich mit eigenen augen ein bild machen, ob dieses wasserloch für unseren tucan nicht doch zu bewältigen wäre. links und rechts des wassers prangern unübersehbar die spuren vorbeigezogener elefantenherden. was sonst noch alles im busch lauert, ist nicht so klar. mit einem lauten pfiff versuche ich meinen bushmann zur rückkehr zu bewegen. keine reaktion. ich sehe zu, wie es ihm auf losem, durchtränkten sand beinahe den boden unter den füssen wegzieht. diese akrobatische handlung, um nicht vollends im wasser zu landen, bewegt nun auch ihn dazu, umzukehren. später erzählt mir stefan so nebenbei, es seien kleine fischchen um seine unterschenkel geschwommen 😉 zwei tage vorher sind wir noch guten mutes. die meinungen über die fahrbarkeit dieser strecke teilen sich in mehrere lager, je nach dem, wen man halt fragt. „let’s give it a try“ ist unsere antwort auf den gutgemeinten ratschlag eines ortskundigen: „but there is no road“. was mit einem klaren strich auf der landkarte recht simpel aussieht, entpuppt sich aber spätestens kurz nach dem letzten dorf nicht mehr als strasse. vielmehr ist es ein mit dem beil in den mopanewald geschlagenen pfad. wir humpeln und holpern im kriechgang über baumwurzeln und sandwellen. gemäss unseres navi befinden wir uns hier bereits auf einer improvisierten piste, da der offizielle weg seit längerem überflutet ist. noch ist nicht aller tage abend und wir geben nicht auf – bis wir bei besagtem wasserloch zum stoppen und übernachten gezwungen werden. „wenigstens haben wir’s versucht“ sagen wir etwas enttäuscht zu einander.
von tür zu tür
was bisher in keinem der bereisten länder nötig war und für uns nicht wirklich dem sinn des individualreisens entspricht, ist in diesem land leider pflicht. wir stellen uns der herausforderung, reservationen für die tollen und berühmt-berüchtigten campingplätze in den nationalparks in botswana zu tätigen. für aussenstehende mag dies harmlos klingen, auch wir redeten uns gegenseitig ein: „ach komm, das kann ja nicht so wild sein“. und doch müssen wir ernüchternd feststellen, dass viele von uns gewünschte camps zur gewünschten zeit nicht verfügbar sind. vielleicht liegt es auch daran, dass wir es fertigbringen, ausgerechnet zur hauptferienzeit der europäer und der südafrikaner im land der elefanten und löwen aufzutauchen. „sorry we are fully booked“ ist die lapidare antwort, die uns in den folgenden tagen regelmässig begegnet. wir durchlaufen einen marathon durch die reservationsbüros von kwalate, dwnp, xomae, skl und kwai trust. nebenbei versuchen wir unser glück per email bei bigfoot. bei all diesen unternehmen tauchen wir letztendlich mehrmals auf, um unser puzzle zu einem befriedigenden ergebnis zusammen zu schustern. nicht ganz so einfach, liegen doch häufig zich offroadkilometer zwischen den örtlichkeiten. mit den angestellten längstens per du, lernen wir die afrikanischen facetten ihres denken und handelns nochmals neu kennen.
was wir dabei erleben, hat aber in erster linie durchaus seinen unterhaltungswert. wir sitzen im kwalate büro. vor uns eine junge frau mit kunstvoll geflochtenen zöpfchen. aus ihrem iphone erklingt auf höchstmöglicher lautstärke musik. sie schaut uns sichtlich überrascht und mit grossen augen an. etwas lauter als beim ersten mal bekunden wir unseren reservationswunsch. ah, jetzt hat sie uns verstanden, denn nun steht sie auf um etwas zu suchen. ungläubig betrachten wir den überstellten bürotisch. leere kaffeebecher, make-up-döschen und die offene handtasche liegen auf und neben der computertastatur. sie kommt zurück, lässt sich merklich erschöpft in den stuhl zurückfallen. über das ganze wirrwarr wird das grossformatige buchungsbuch, vom vielen gebrauch mit klebeband verstärkt, aufgeschlagen. der computer bleibt zu unserem erstaunen unangetastet. dieser dient offenbar nur als dekoration oder für facebook. mit bleistift und radiergummi wird energisch und für uns nicht nachvollziehbar versucht, den durchblick im gewusel von reservationsnummern und daten zu erhalten. als in diesem moment ein junger typ in das kabäuschen tritt und uns offenbar ledertaschen verkaufen will, können wir uns das lachen nicht mehr verkneifen. über die bürokratie dieses nicht gerade touristenfreundlichen reservationssystems können wir aber manchmal auch einfach nur noch resigniert den kopf schütteln. das ist dann der moment, in dem wir uns bei wimmpy’s einen grossen becher cola gönnen.
milton unser freund
die zeit in maun wird uns versüsst. wenn die sonne hinter dem okavango langsam untergeht und um uns herum die ersten rauchenden campfeuer entfacht werden, steht der tägliche besuch von milton an. schon von weitem ist das lachen des rastaman’s zu hören, ebenso seine verkaufsgespräche in seinem breiten zimbabwe-englisch. er versucht mit bunten glasperlen bestückte drahttierchen, kreiert von obdachlosen, unter die touristen zu bringen. dies sei sein beitrag, die lokale kriminalität zu unterbinden. mit einem grossen grinsen im gesicht und der gestrichelten strickmütze, in die seine rastas gestopft sind, taucht er auf und stellt die obligate frage täglich neu: „hey steven my friend, how was your day? still waiting for the spare parts?“ „very good, thank you. and how was your day?“ „fine fine, at least some supportings!“ wir erfahren immer etwas mehr über sein leben. erschöpft nimmt er auf unserem campingstuhl platz und trinkt den angebotenen becher wasser in einem zug leer. er erzählt uns von seiner frau und seinen kindern. dabei ist er nie um einen spruch verlegen. als er mich eines abends mit der gitarre erwischt, ist er vor begeisterung kaum zu bremsen. er nimmt das songbook gleich selber in die hand und findet einen song von bob marley. leider scheitert das unterfangen, da niemand von uns dreien sich an die melodie erinnern kann.
ach ja, da war ja noch die frage nach den spare parts (ersatzteile). auf der teerstrasse (!) nach maun bricht die spiralfeder hinten links in zwei stücke. neben anderen ersatzteilen organisieren wir auch diese direkt aus der schweiz. die durch das schnelle und organisierte handeln stefan’s eltern (danke nochmals) gewonnenen tage, gingen in gabarone bei der zollbehörde sogleich wieder verloren. am ende zählen wir geschlagene drei wochen, die wir im audi camp in maun verbringen. wir versüssen uns diese zeit unter anderem mit vielen neuen bekanntschaften und einem flug übers okavangodelta.
gastfreundschaft südafrika oder löwen ohne ende
offenbar stellen wir mit unserem tucan für viele der besucher des kgalagadi nationalparks neben den löwen, geparden und leoparden eine weitere attraktion dar. inmitten von südafrikanern, die mit ihren überladenen trailern hochtourig durch den tiefsand kurven, fällt das blaue fahrzeug „with the strange numberplates“ augenblicklich auf. oft werden wir sogleich gefragt: „where are you guys from? what kind of car is this? i have never seen it before in africa“. als wir die obligate zusatzfrage, die jeweils so ziemlich ungläubig angefügt wird: „but is it really a 4×4?“ kopfnickend mit „yes it is“ beantworten, bleiben die kinnladen erst mal unten. er vergeht kein tag, an dem wir nicht angesprochen werden und über unser woher und wohin berichten dürfen. mehrere südafrikaner bekunden, dass eine reise, wie wir sie tun, einen traum darstellt, der von ihnen leider nie gelebt werden konnte. die gastfreundlichkeit der südafrikaner kennt keine vorbehalte oder berührungsängste. wir sind schlichtweg überwältigt. noch bevor wir überhaupt einen fuss in dieses land gesetzt haben, droht unser moleskin notizbuch aus allen nähten zu platzen. die einladungen und visitenkarten der sympathischen braai-experten (braai = grillieren) sind so zahlreich. dazu werden wir immer wieder mal zu einem drink eingeladen oder beschenkt. mit billtong, getrockneter boerewors (bratwurst) oder selber gebackenen keksen. diese momente erinnern uns stark an die unglaublich tolle zeit im iran. für uns sind aber nicht die südafrikaner die hauptattraktion des parks. sondern die tiere, namentlich die wildkatzen. hier im kgalagadi verbringen wir die „safaritage unseres lebens“. es ist noch keine stunde vergangen, seit wir im park sind, und wir entdecken bereits die ersten geparde. die letzten beiden löwen erwarten uns ausserhalb des parks bei der wegfahrt. löwen, geparde, hyänen ohne ende. einzig der leopard lässt sich bis zum schluss nicht blicken. kgalagadi, wir kommen wieder.
fully booked – von wegen
ach ja, und von wegen „fully booked“. das sieht dann folgendermassen aus: am gate des khutse game reserves treffen wir auf drei südafrikaner – es sind die letzten drei touristen für mehr als acht tage. und neben uns, wohl die einzigen besucher des khutse reserves (eine fläche in der grösse von luxenburg). wohlverstanden bei 36 vorhandenen campsites. hier in den beiden schutzgebieten khutse und central kalahari erspähen wir nur wenige tiere. aber in diese einsamkeit verirrt man sich auch nicht zum „tierli luege“, sondern vielmehr um die abgeschiedenheit und ewigweite sandebene mit den farbenprächtigsten sonnenauf- und untergängen zu bestaunen.
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