es stellt sich die frage, wie viel zeit und geld benötigt wird, um einen container von einem frachtschiff ab- sowie dessen inhalt auszuladen. in unseren augen sollte dies nicht ein allzu aufwendiges unterfangen darstellen. anders jedoch scheint es zu sein, wenn zwei einfache touristen ihr eigenes fahrzeug nach dar-es-salam verschiffen um tansania zu bereisen. am zweiten august kommt unser schiff plangemäss im hafen von dar-es-salam an. wir versuchen das herauslösen unseres tucans so schnell wie möglich aufzugleisen.
im office der rais shipping line werden wir von mr. neelakandaran, kurz neel, dem indischen manager, in empfang genommen. vom clearance & freight agent, mr. abdul, der wichtigste mann in der ganzen geschichte, fehlt bereits beim ersten treffen jede spur. sehr schnell wird das finanzielle diskutiert. ohne vorauszahlung wird nichts unternommen. neel bringt uns auf den boden der realität, in dem er mutmasst, das herauslösen des fahrzeuges könne bis zu zwei wochen in anspruch nehmen. resigniert akzeptieren wir diese aussage – in der leisen hoffnung, in unserem fall werde es hoffentlich zügiger vorangehen. nach einem offerierten kaffee verlassen wir das büro im wissen, dass nun übers wochenende nichts weiter geschehen wird. uns ist sofort klar, dass wir die wartezeit unmöglich in dieser lauten und staubigen stadt verbringen wollen. also kommt plan b zum zug. wir setzen mit sack und pack mit der kigamboni fähre an die southbeach, wenige kilometer südlich von dar-es-salam, über. im mikadi camp wird ein strandbanda direkt am meer unser neues zu hause.
der willkommene besuch von lea und heinz (afrikaprofis) lässt die tage wie im flug vergehen. es wird viel gelacht und ausgetauscht. das langersehnte afrikaabenteuer hat längst begonnen und die episoden von lea und heinz machen lust auf mehr – nur leider fehlt das entscheidende an der ganzen geschichte: unser fahrbarer untersatz.
als wir eine woche später immer noch keine „good news“ erhalten haben, werden wir aktiv. es beginnt eine nervenzerrende odyssee. täglich starten wir frühmorgens den umständlichen weg mit tucktuck, fähre und fussmarsch nach dar-es-salam ins office der shipping line. es treten täglich neue probleme auf, die das procedere blockieren und in die länge ziehen. es scheint das erste mal zu sein, dass der hafen sowie unser agent ein privates auto zu reisezwecken durch den zoll bringen muss. im nachhinein ist man immer schlauer – wir stellten etliche male fest: „etwas stinkt hier gewaltig zum himmel!“
als nach zwei wochen immer noch keine spur unseres auto ersichtlich ist, und eine erneute geldforderung von seiten der agentur und mr. abdul ausgesprochen wird, ziehen wir augenblicklich die handbremse. wir zahlen keinen weiteren dollar und nehmen abdul das carnet de passage sowie sämtliche unterlagen wütend und resigniert aus der hand. wir wagen den schritt, nun auf eigene faust zu unserem auto zu gelangen. wir haben keine nerven mehr, uns auf eine weitere lügengeschichte seitens der shipping agentur einzulassen. es ist dienstag, den 19.august ca. 16:00 uhr am nachmittag (zur erinnerung: der container wurde am 2. august abgeladen). obwohl wir seit dem morgen nichts mehr gegessen haben, macht sich kein appetit breit. wir sind enttäuscht über den verlauf der letzten tage und uns ist es nun egal, wie wir zum ziel kommen. eine irrfahrt mit dem taxi bringt uns zum containergelände einige kilometer ausserhalb der stadt. das icd 004 customsgebäude kennen wir bereits. am gate gehen wir auf volles risiko und tischen den wärtern eine wilde geschichte auf. tatsächlich wird unsere missliche situation ernstgenommen und wir erhalten zutritt zum gelände.
ausgestattet mit verschwitzten leuchtwesten marschieren wir wie offizielle agenten direkt aufs customs office zu. dort angekommen, mobilisieren wir nochmals all unsere kräfte. ein versuch ist es wert. wir finden, anders als erwartet, gänzlich professionelle und hilfsbereite beamte vor. vermutlich ist es eine premiere, dass endkunden in diesem büro landen, und dann erst noch weisse touristen. schnell wird klar, dass wir über sämtliche erforderlichen dokumente zum herauslösen des fahrzeugs verfügen. obwohl der feierabend längst begonnen hätte, nehmen sich die fünf angestellten unserem fall an und versuchen einen offiziell tragbaren weg zu finden, unsere karre endlich aus dem container zu befreien. denn offiziell darf dies nur durch den lizenzierten agenten durchgeführt werden – aber abdul haben wir ja bekanntlich in der stadt stehen lassen. es wird umhertelefoniert, lauthals diskutiert und letztendlich taucht die oberste autorität des customkomplexes auf. mit ein paar brocken kisuaheli und einem smalltalk auf französisch erklären wir ihm erneut unsere lage. der nette herr nimmt unserer problematik sofort ernst. nun kommt wind ins ganze geschehen. im handumdrehen sind alle erforderlichen permits ausgestellt und wir könnens selber kaum fassen, als wir um 20:30 uhr tatsächlich vor dem berühmt berüchtigten container stehen. umgeben von zahlreichen neugierigen arbeitern wird die türe geöffnet: und unser tucan steht in alter frische vor uns. jetzt ist er da, der lang ersehnte moment und eine große erleichterung macht sich breit.
dass der motor keinen wank macht und die leere fahrzeugbatterie erst noch überbrückt werden muss, sei hier nur am rande erwähnt. man kann nicht alles haben. voller freude über unser fahrzeug würge ich im dicken stadtverkehr von dar-es-salam den motor ab. natürlich springt dieser nicht wieder an, die batterie ist ja immer noch platt. es wäre ja zu einfach gewesen. immerhin stehen uns im stau viele helfende hände zur seite, wenn auch nicht gratis. knapp zwei stunden später steht „el tucan“ erstmals im sand am mikadi beach und wir gönnen uns zur belohnung chips, bier, „chrömeli“ sowie zwei zacken toblerone – unsere letzten essensreserven – die küche am strand hat nämlich längst geschlossen.