pamukkale
die sinterterrassen in pamukkale sind ein must-have-seen in der türkei. bereits in istanbul wird überall mit dem türkisblauen wasser in den schneeweissen kalkpools geworben. wir fahren also hin, im wissen aber, dass das unesco-weltnaturerbe heutzutage nicht mehr den ursprünglichen glanz besitzt, wie in den 80er-jahren. touristen war es lange zeit erlaubt, das gelände unkontrolliert zu betreten und in den pools zu baden. sonnencremerückstände sowie schmutz haben ihren dienst getan. es blieb eine grau-braune landschaft zurück. seit vielen jahren läuft nun ein projekt für die rettung dieses naturphänomens. nach längerer zeit in eher einsamen gebieten der türkei landen wir nun im non-plus-ultra-touristen-hotspot. kaum auf dem parkplatz angekommen klopft ein mann auf einem motorrad nervös an die seitenscheibe. wir vermuten, falsch parkiert zu haben. sobald stefan etwas irritiert die türe öffnet, wird ihm eine visitenkarte unter die nase gehalten. „room only 30 euro“ repetiert das mustache-gesicht mit lauter stimme. stefan macht ihm mehrere male klar, dass wir kein hotelzimmer wollen. dies fruchtet nur mit mässigem erfolg. erst als wir uns vom auto entfernen, zieht er ab. die szenerie pamukkales ist irrsinnig beeindruckend, schöner als wir uns dies vorgestellt hatten. die abendsonne steht perfekt am horizont und stefan stellt das stativ mit der kamera etwas abseits an eine geeignete position. doch sofort nähert sich ein uniformierter aufseher des naturschutzparks: „no picture“. wir dürfen also erst fotografieren, wenn wir eintritt bezahlen. fern ab des rummels übernachten wir in einem fichtenwald. ausgeruht und frisch starten wir den tag und besuchen die sinterterrassen sowie die angrenzende historische ausgrabungsstätte hierapolis. car um car werden touristengruppen heranchauffiert. dementsprechend verbringen wir einen amüsanten tag inmitten vieler menschen aus aller welt. gegen abend wird es ruhiger und wir können sehenswerte fotos schiessen.
kapadokien, göreme
wir landen dort, wo letztendlich alle türkeireisende zu landen scheinen: auf dem panoramacamping in göreme. der besitzer und alleinunterhalter ahmed nimmt uns sogleich in empfang. mit eingegipstem fuss führt er uns auf einem mountainbike zu einem etwas höher gelegenen standplatz mit aussicht auf die ganze umgebung. ahmed führt den panoramacamping mit leib und seele. trotz gebrochenem fuss hat er immer ein lächeln auf dem gesicht und einen spruch auf lager. er steigt eher schlecht als recht auf leitern und hinkt unablässig über das areal (das mehrere ebenen umfasst, die mit steilen wegen und treppchen verbunden sind) um irgend etwas dringendes zu erledigen. sogar kinderwägen schiebt er zur entlastung gestresster eltern umher. die organisation des campings könnte jedoch noch die eine oder andere kleine optimierung gebrauchen. beispielsweise konnten wir auch am vierten tag nirgends einen abfalleimer auffinden. die gäste erfinden täglich neu improvisierte kehrichtdeponierungsstellen. dies scheint grundsätzlich ganz gut zu klappen; nach ein zwei tagen ist der abfall jeweils entsorgt – in dem vermutlich jeder winkel abgeklappert wurde. dies könnte man auch einfacher haben, meinen wir. auch peter, der pensionierte schulmeister aus österreich, gibt ahmed nützliche aber simple verbesserungsvorschläge. es wäre seiner meinung nach sinnvoll, das unauffällige kleine türchen direkt am eingang des campings mit „chemical wc“ anzuschreiben. stattdessen erklärt und zeigt ahmed sämtlichen gästen immer wieder von neuem, wo sich dieses befindet. hier in kappadokien verbringen wir tolle tage. gespräche und gemeinsames kochen mit anderen reisenden sind für uns wie balsam auf die seele. landschaftsmässig ist dieses stück erde kaum zu toppen.
ayas
kaum angekommen auf dem camping stehen die schwestern kermer und aysha mit ihren söhnen um unser auto. grosse, herzliche augenpaare schauen uns an. sogleich werden uns essentielle fragen gestellt: woher wir kämen, ob uns die türkei gefalle, ob wir verheiratet seien, und wie lange, und wo unsere kinder seien, ob stefan ein lieber mann sei… wir schauen uns schmunzelnd an und beantworten spontan (und meistens wahrheitsgetreu) die fragen. kermer legt sogleich unaufgefordert bei der zubereitung unseres nachtessens hand an. sie schaut sich unsere bereits zurechtgelegten zutaten auf dem tisch skeptisch an und schickt ihren sohn mehrmals ins haus. er kommt zurück mit selbstgemachter paprikapaste und olivenöl, kartoffeln, zitronen und tomaten. nun geht’s ruck zuck und ein typisch türkischer gemüseeintopf landet auf dem kocher. wie selbstverständlich werden unsere campingstühle in besitzgenommen und es entsteht ein lockerer austausch, als würden wir uns bereits lange zeit kennen. später am abend kommen die zwei schwestern sichtlich amüsiert mit einem selbstbestickten, bunten kopftuch zurück. dies sei ein geschenk für die weiterreise in den iran. das tuch wird nun zich mal und variantenreich um meinen kopf geschlungen. dabei müssen wir alle lachen. nun gehöre ich auch zum club der kopftücher und ich merke, dass der nahe osten etwas näher zu rücken scheint.
gülven canyon
wer ist stärker, der ströhmende regen oder unser wille, etwas vom wunderschönen gülven canyon zu sehen? wir geben uns einen ruck und ziehen los. den schweren, schmierigen matsch an den schuhen und bald auch an den hosenbeinen ignorieren wir. und tatsächlich werden wir belohnt. die aufbrechende wolkendecke gibt die sicht auf den in der tiefe fliessenden fluss frei. obwohl die stadt antalya in sichtweite ist, ist hier ausser uns und ein paar vorbeiziehenden ziegen niemand anzutreffen. wir freuen uns über den soeben entdeckten stehplatz für die nacht. anders als erwartet, verweilen wir nicht mehr lange alleine. ein junger mann auf einem motorrad kreuzt auf. mit seinen gummistiefeln lässt er sich wenige meter neben uns auf einem stein nieder. zigarettenrauchend bleibt er ruhig sitzen und scheint ebenfalls die grandiose aussicht und die abendstimmung zu geniessen. wir möchten nicht offensichtlich zu erkennen geben, dass wir hier übernachten möchten. also warten wir ab, bis der typ weiterzieht. jedoch…er bleibt, und kommt dann plötzlich auf uns zu, voller bewunderung für unser auto. es kommt zu einem zögerlichen austausch. unsere bescheidenen türkischkenntnisse sind bald einmal ausgeschöpft, sein englischwortschatz beschränkt sich auf „yes“, „no“, „problem“ und „good“. die sympathien fliessen dann vollends, als wir sinan, so sein name, von unserer schweizer toblerone zu kosten geben. er sprudelt nun vor wissensdurst und kommt aus dem staunen nicht mehr heraus, als stefan ihm das innenleben des tucans zeigt. mit hilfe des „ohne wörterbuch’s“ (danke an den spender) und ausgiebiger gestikulation lernen wir erstaunlich viel von sinan und seinen lebensumständen kennen. Das büchlein wechselt wie wild den besitzer und die zeit vergeht im flug. erst beim eindunkeln, beginnen wir mit der zubereitung des nachtessens. sinan bleibt wie selbstverständlich und in vollster zufriedenheit bei uns. Er nimmt sogleich die rolle des grillmeisters ein. in mitten viel qualm sind wir zu dritt. Sinan isst im eiltempo und macht nun vermehrt anstalten, wir sollen uns während der nacht besser nicht hier aufhalten. durch die erschwerte kommunikation ist jedoch nicht eindeutig klar, was sinan uns genau mitteilen möchte. zuerst schlagen wir seine warnungen über mögliche zwischenfälle durch betrunkene männer in den wind. er lässt aber nicht locker, und drängt uns dazu, auf einen nahe gelegenen parkplatz auszuweichen. so verlassen wir die tolle schlucht und folgen seinem moped in der finsterniss über stock und stein. sinan bekräftigt, hier an einem sicheren ort zu ein. in kurzer zeit ist eine vertrauensvolle freundschaft entstanden. wir verabschieden uns mit dem hier gängigen gruss mit umarmung. das rattern seines geschosses verliert sich sogleich in der dunkelheit.
stefan beim berber
heute steht etwas ganz besonderes auf unserer to-do-liste: stefan muss zum coiffeur. selbstlos wie ich bin, lasse ich ihn bei diesem wichtigen unterfangen nicht alleine. beim betreten des salons begrüßt uns ein zwitschernder kanarienvogel im käfig an der zimmerdecke. der ordentlich erhitzte raum ist mit reichlich leuten besetzt, die einen gemütlichen schwatz abhalten und dazu zeitung lesen. als stefan sein vorhaben mitteilt, wird sogleich dem eigentlichen coiffeurmeister telefoniert, der momentan ausser haus zu sein scheint. uns wird heißer cay serviert und wir fühlen uns willkommen. kurze zeit später kommt ein junger sympatischer mann herein. nach ein paar einfachen gestikulationen wird stefan auf den plastifizierten coiffeurstuhl platziert und es geht sogleich los. sämtliche körperbehaarung halsaufwärts wird extrem schnell aber in exakter weise gestutzt. nichts wird ausgelassen und spätestens als das feuerzeug für die ohrenhaare zur hilfe kommt, muss ich mich stark beherrschen um nicht loszugröhlen. am ende der session – zackzack – wird der kopf vorüber ins spühlbecken bugsiert. mit viel schaum werden hinterkopf, gesicht, und vermutlich auch mundinnenbereich gründlich gesäubert. dies wiederholt sich dreimal. anschließend eine gute portion wachs in die haare (igelfrisur 80-er-like) und achtung: arme in die höhe „sch-sch“ das saloninterne sprühdeodorant in die achselhöhlen. zum abschluss noch ein sprutz aus der parfümflasche an hals und brust. fertig.
ayder und die graduationparty
in anamur (südtürkei) wird uns von einem türkischen vollblutcamper wärmstens empfohlen, dem bergdörfchen ayder in der schwarzmeerregion einen besuch abzustatten. „eine alp fast wie in der schweiz“ meint er lachend. wir lassen uns dies nicht zweimal sagen. als wir in der gegend von trabzon ankommen, nehmen wir durch dichten, beinahe dschungelartigen wald die vielen serpentinen in angriff. das wetter ist feucht und neblig. die stimmung erinnert uns an einen tag im herbst. als vor uns auf ca. 1100 m.ü.m. das dorf am fusse des kaçkar-gebirges auftaucht, staunen wir erst einmal. uns wurde nicht zu viel versprochen – gleicht es doch irgendwie der schwägalp. tatsächlich liegen viele kleine alphäuschen verstreut auf einer saftig, grünen wiese. laut ertönt türkische tanzmusik aus überdimensionierten lautsprechern. das beste kommt noch: heute ist freitag und ganze familiensippen haben den weg hier hoch gefunden. trotz miesem wetter herrscht festivalstimmung und die leute sind am grillieren (je mehr rauch, desto besser wird der chicken-kebab), am fussballspielen oder am tanzen. wir verbringen hier unterhaltsame stunden in mitten von gut gelaunten menschen.
die besten partys finden immer dann statt, wenn man sie ganz und gar nicht erwartet. genau so ist es uns ergangen. aber nun eins nach dem anderen. nach diesem regnerischen und doch eher kühlen tag entscheiden wir uns etwas widerwillig für ein hotel. die hohe luftfeuchtigkeit dringt bis ins auto hinein, und der erneut einsetzende nieselregen verleitet uns nicht gerade zu freudensprüngen. kaum beim hotel alabalik eingetroffen, werden wir freundlich von mehreren männern begrüsst. aufgeregt mustern sie das auto, das eindeutig keine türkischen nummernschilder aufzuweisen scheint. stefan wird beim aussteigen gleich kumpelhaft auf die schultern geklopft. selbstverständlich sei noch ein zimmer frei. neben unserem zimmer wird uns sogleich mit stolz auch die grosse lagerungshalle der frisch geernteten cay-pflanzen (teeblätter) gezeigt. ein junger sympatischer mann namens amir erweist sich bei der führung durchs hotelgelände spontan als übersetzer. wir erfahren, dass er englischlehrer an einer highschool ist und informiert uns mit einem lächeln auf den stockzähnen, dass heute abend die traditionelle graduationparty stattfinden wird. „please join us“, meint er sofort. es herrscht reger betreib und die vorbereitungen auf das grosse fest sind in vollem gange. junge langhaarige studentinnen schwirren mit haarsprays und highheels von zimmer zu zimmer. etwas müde und ohne erwartungen machen wir uns ein paar stunden später auf in richtung der unüberhörbaren musik. wir stolpern sozusagen mitten in die feier, was uns etwas unangenehm ist. doch sofort wird uns mit einladender geste ein platz sowie tee angeboten. es bleibt uns wenig zeit, einen überblick über das geschehen zu erhalten. denn stefan und ich werden umgehend von dozierenden und studierenden umkreist und mit allerhand fragen bombardiert. unser „woher und wohin“ scheint plötzlich wichtiger zu sein, als der eigentliche anlass des festes. für viele studierende sei es das erste mal, sich mit einem ausländer auf englisch zu unterhalten, meint amir. ein blick in die menge und es wird klar: die studentinnen haben das beste aus sich herausgeholt. schminktechnisch und outfitmässig wurde nichts dem zufall überlassen. ich fühle mich etwas underdressed, was aber nichts zur sache tut, gut gelaunte girls nehmen mich an der hand und es wird locker drauf los getanzt. einmal mehr staunen wir über die offenheit der menschen in diesem land. wir freuen uns und geniessen es, teil dieser party zu sein. es wird sehr sehr viel gelacht an diesem abend. das beste ist: am nächsten morgen haben wir nicht annähernd einen kater – wie auch!?
picknick mal anders
es ist paradox. bei uns zu hause scheinen viele danach zu streben, möglichst einen grosszügigen eigenen garten zu haben. der dazugehörende zaun erlaubt es anschliessend, seine freizeit ungestört verbringen zu können. hier beobachten wir ganze familiengemeinschaften, die ihr sonntägliches oder abendliches picknick in grünen, gut eingerichteten stadtparks veranstalten. in mitten anderer familien werden fröhlich und lautstark gespräche geführt. väter versuchen das verborgene fussballtalent ihrer söhne zu fördern. frauen und mädchen sind mit der zubereitung des variantenreichen essens beschäftigt. auf noch reichlich qualmender glut werden unmengen fleischspiesse grilliert. auf extra mitgebrachten metallofen wird çay gekocht (ebenfalls mit viel rauch). es macht uns spass, durch unsere art zu reisen, unweigerlich teil dieser kultur zu sein – auch wenn unsere rotweinflasche dem fehlgekickten fussball zum opfer fällt (oder sonst nicht trinkbar ist). über die türkische weinkultur wollen wir uns nicht weiter äussern.
ab an die grenze – schwarzes meer bis dogubayazit
bald einmal fühlen wir uns bereit für den iran. es liegen jedoch noch viele höhenmeter und kilometer vor uns. am see in karagöl lassen wir die üppig grüne vegetation noch einmal auf uns wirken, ebenso der uns bestens vertraute nebel. der weg führt uns anschliessend weg von der küste des schwarzen meers weiter hinauf durch zahlreiche teeplantagen. bedrohliche regenwolken warten auf uns. die landschaft wird plötzlich karger und wir durchfahren unscheinbare bergdörfchen auf strassenähnlichen gefilden, die wohl bereits einige regentage hinter sich haben. die starrenden blicke der menschen beinhalten nun oft auch eine spur misstrauen. die zeit scheint hier im grenznahen gebiet zu georgien und armenien stehen geblieben und auch arm zu sein. einfache behausungen aus lehm und zusammengezimmerte bretterhütten bieten in unseren augen in dieser höhenlage kaum genug schutz und wärme für die bewohner und dessen vieh. die temperaturen sind nun auf einen empfindlich tiefen wert gesunken und auf der passhöhe beginnt es zu rieseln. wir fahren etwas beschämt in unserem geheitzten gefährt weiter und schalten den nötigen 4×4 ein. nach erfolgloser suche eines geeigneten kochplatzes (windgeschützt, überdacht) und dazugehörenden diskussionen (no comment) bleibt uns nur noch das regendurchtränkte offene feld übrig. es ist eine herausforderung, dass die schuhe nicht im klebrigen lehm stecken bleiben. die bäuche werden gehörig gefüllt und wir nehmen nochmals ein paar kilometer unter die räder. kurz nach sonnenuntergang eröffnet sich vor uns ein grandioser ausblick auf riesige gebirgszüge und eine unendlich weite ebene. der mächtige mount ararat (5137 m.ü.m.) ist in wolken gehüllt, was der faszination dieser landschaft jedoch nichts abtut.
auch die türkei zeigt sich von seiner besten seite, die leute sind freundlich und interessiert an unserem fahrzeug und unserer reise. oft werden wir ganz spontan zu einem schwarztee (çay) eingeladen, auf der strasse wird uns zugewunken und wir werden angelacht. wir sind gespannt, ob dies der iran noch überbieten kann – wir haben nur gutes gehört und sind entsprechend erwartungsvoll.
die islamischen wurzeln sind hier seit generationen tief in den menschen verankert, aber gerade weil es ihnen freisteht den glauben zu leben oder nicht, tragen junge türkinnen sehr oft mit würde und stolz ihren hejab und ihre konservative kleiderordnung wirkt auf uns elegant. daneben wirken die westlichen touristen in istanbul oder antalya auch mal billig.
[wzslider autoplay=“true“ info=“true“ lightbox=“true“]