das sturmtief über europa geht nicht unbeirrt an unserem flugplan vorbei und schüttelt diesen kräftig durch. mit verspätungen und umbuchungen landen wir aber wohlbehalten und voller vorfreude in livingstone, sambia. spätestens im flieger von johannesburg nach livingstone sind wir mit unseren bleichen gesichtern deutlich in unterzahl und werden dies wohl für die nächsten monate auch bleiben. joseph holt uns am flughafen ab. er hat sich vermutlich die beine in den bauch gestanden, bis wir nach erfolgloser suche unseres gepäcks, in der ankunftshalle das schild mit unseren vornamen erblicken.
bei karien und peter im kayube estate camp, wo unser fahrzeug etwas ausserhalb der stadt stationiert ist, werden wir von schnitzel und seiner hundebande gebührend in empfang genommen. auch peter, der österreichische besitzer der liegenschaft, erwartet uns bereits. nach der offenen und herzlichen begrüssung führt uns peter ohne grosse umschweife zur lagerhalle, in der unser tucan eingestellt ist. speditiv manövriert er einige fahrzeuge anderer reisenden aus der halle, um den weg für unseren fahrbaren untersatz frei zu geben. ich überlasse stefan den vortritt und schaue erleichtert zu, wie der motor nach dem crashdown in ruanda vor ziemlich genau einem halben jahr in alter frische zu schnurren beginnt.
stefan hat mir während den wintermonaten in der schweiz immer wieder beteuert, das kayube camp sei ein ganz schöner platz erde. zweifellos kann ich dies bestätigen. direkt am ufer des sambesi hätte der zweite teil der reise nicht besser starten können. das kühle nass direkt vor der autotür erinnert uns an die aare. einzig das schnaufen und grunzen der hippos und die sonnenbadenden krokodile halten uns von einem bad im fluss ab.
die stadt livingstone erhielt ihren namen durch dr. david livingstone, der als erster weisser im jahre 1854 die victoriafälle entdeckte. auf häuserfronten und anderen erdenklichen flächen sind bunt die werbeslogans der lokalen mobiltelefonanbieter aufgepinselt. die pyramidenförmig aufgebauten tomatentürmchen, frauen mit babys auf dem rücken, hairsalons und selbstgezimmerte shops an allen ecken – dies ist nur eine facette der stadt. ansonsten scheint hier alles recht entwickelt und organisiert. ein kleiner kulturschock, der uns schmunzeln lässt, entsteht spätestens im shoprite, als gut genährte afrikanerinnen, quasi alle mit kunsthaarperücken auf dem kopf, zu lautstarker, scheppernder popmusik aus den 90-jahren („we’re going to ibiza“ von den vengaboys) ihre einkaufswagen durch die regale schieben.
das unesco- welterbe viktoriafälle stellt ein highlight dar. die einheimischen bezeichnen die wasserfälle als „mosi oa tunya“, was so viel wie „rauch mit donner“ heisst. mit „rauch“ meinen sie die gischt, die man von weitem als eine regennebelmauer emporsteigen sieht. als wir in unseren regenkleidern vor der rieseigen wasserwand stehen, umgeben von wildem getöse, sind wir innert sekunden pitschnass. auf einer breite von 1’700m stürzt hier der sambesi in eine 108m tiefe schlucht.
nach einem fahrtag kommen wir recht geschafft beim visitorcenter der ngonyefalls an. patrick hingegen begrüsst uns voller elan und sehr sympathisch. er startet sogleich in breitem african-english-slang eine umfassende darlegung über die angebote im park. er könne uns sogleich jetzt zu den besagten fällen guiden und erklärt, wie er die wanderung, die teilweise durch nebenäste des sambesi führt, eigenhändig mit holzlatten gesichert und zugänglich gemacht habe. denn heute müsse man den touristen etwas bieten, fügt er verschwörerisch an. wir lehnen dankend ab und vereinbaren die tour auf morgen früh nach sonnenaufgang. „okey see you tomorrow at seven hours“ winkt er uns lächelnd nach. am nächsten morgen kurz nach sieben uhr taucht patrick gut gelaunt auf und wir machen uns durch verschlungene pfade auf den weg. er in flipflops, wir in treckingschuhen. gekonnt führt er uns zu den schönsten aussichtspunkten, die den blick auf die imposanten wasserfälle freigeben. die selbstgebauten pfade sind nicht ganz ohne. aber wir meistern die passagen als „testobjekte“ souverän. den patrick gesteht uns erst später, dass wir die ersten gäste überhaupt auf „seinem“ weg waren. es entwickelt sich eine lockere gesprächsatmosphäre und wir erfahren etwas mehr über ihn und seine fünfköpfige familie. er klagt, dass die maisernte am verfaulen sei, da es jetzt im april viel niederschlag gegeben habe. jedoch die monate januar, februar und märz viel zu trocken gewesen seien. nun müsse die bevölkerung zusätzlich nahrung einkaufen, was die familienbudgets neben den schulgebühren, die jedes trimester anfallen, stark belasten.
als wir nach der tour seine dienste als guide begleichen möchten, kramt er sein handy aus der hosentasche und rechnet uns, wie schon am vortag, den betrag umständlich vor. auf der quittung wird dann später eine nochmals andere summe notiert. über nacht ist der preis gesunken, was doch eher selten geschieht. als dank drücken wir patrick zusätzlich ein paar farbstifte in die hand. diese scheinen anklang zu finden. denn später kommt tembo, der bewacher des camps, vorbei und fragt ohne grosse umschweife, ob wir noch weitere „pens“ hätten. auf unsere rückfrage überlegt er kurz und fügt spontan hinzu, er habe fünf kinder. natürlich haben wir noch welche und auch tembo kriegt seine paar ab. die ngonyefalls stehen etwas im schatten der weltberühmten viktoriafälle. für uns hat sich der besuch aber voll und ganz gelohnt. zumal man am flussufer einen sandstrand vorfindet, wie wir ihn zuletzt in sansibar gesehen hatten. unser legendäres schweizer käsefondue an unvergesslichen orten der welt, schmeckt in dieser stille und ruhe beim traumhaften sonnenuntergang noch einmal besser.
im mosi-o-tunya-nationalpark kommen wir in den genuss eines für unsere verhältnisse preiswerten parkeintritts. im vergleich zu parks in tansania oder uganda, die zugegebenermassen auch eine um einiges grössere fläche aufweisen, kostet das permit mit usd 15.- verschwindend wenig. uns genügt der übersichtliche park mit seinen 66km² aber allemal. in den frühen morgenstunden passieren wir das eingangstor und uns winkt der etwas verschlafen wirkende parkranger freundlich nach. die vegetation ist nach der regenzeit üppig grün und wildtiere sind dementsprechend schwieriger zu erspähen. wir fahren ohne grosse erwartungen drauf los und werden aber schon bald mit verschiedensten tieren wie impalas, warzenschweinen, giraffen und hippos belohnt.
in overlanderkreisen wird immer wieder mit listen der auf safaris beobachteten tiere jongliert. wenn wir ehrlich sind, ertappen auch wir uns des öfteren dabei, wie wir aufzählen, welche tiere wir in unserer wildlifekarriere bereits vor die augen erhalten haben. gross brüsten können wir uns noch nicht. haben wir doch erst einmal einen leoparden von weit weg erspähen können, und geparden oder nashörner fehlen noch gänzlich. anders heute. das aushängeschild des nationalparks sind die acht breitmaulnashörner. diese werden 24h bewacht und so vor möglichen wilderern geschützt. um die wild im park verstreuten rhino’s zu besuchen, müsste man grundsätzlich eine geführte tour buchen. peter steckte uns aber die idee, es doch direkt bei den parkrangern zu versuchen. diese würden uns für ein paar kwacha bestimmt unseren wunsch erfüllen. gesagt getan. der mann am ausgangsgate und sein gehilfe oscar nehmen unser anliegen entgegen und meinen gelassen, wir sollen später wieder kommen. die ranger haben die rhino’s noch nicht geortet und zeigt mit der hand auf mehrere mobiltelefone, die den kontakt zum suchtrupp sicherstellen. „sure we will bring you to the rhinos“ fügt oscar zuversichtlich an. nach einem erneuten gamedrive kommen wir zurück und plötzlich geht alles ziemlich schnell. oscar setzt sich auf den beifahrersitz und lotst uns durch den park. nach kurzer strecke treffen wir auf den suchtrupp, welcher mit gewehren bestückt ist. zu fuss geht’s weiter. man merkt sofort eine gewisse anspannung in der luft. schneller als erwartet taucht plötzlich ein rhinoceros mit ihrem fünf monate alten baby zwischen den büschen auf. uns bleibt erst mal die luft weg. die höchst gefährdeten tiere sind der ganze stolz der männer. entsprechend würdevoll ist der umgang mit ihnen. nach knapp zehn minuten werden wir höflich gebeten, langsam zurück zu den fahrzeugen zu gehen und den rhino’s die gebührende ruhe zu lassen. diese nahbegegnung war für uns einmalig und wird unvergesslich bleiben.
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